August. Sommerzeit, Urlaubszeit. Da passt ein olfaktorischer Ausflug in die südliche Toskana auf jeden Fall! Der Text ist ziemlich sicher als Übung aus einem Schreibratgeber entstanden: Möglichst detailliert und für den Leser nachvollziehbar Gerüche beschreiben – ob mir das gelungen ist, dürft ihr selbst entscheiden …
Die Macht der Nase
Punta Ala. Unser Urlaubsort in der südlichen Toskana.
Das ist:
Vor allem der Geruch von Pinien. Mitten im Wald steht der Duft der Nadeln ganz still und streichelt die Nase mit seinem harzigen Erholungsversprechen. Herb, frisch, sauber. Eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen man sich eine (noch) größere Nase wünscht – oder zumindest eine feinere, damit man den typischen Geruch noch deutlicher herausschmecken kann. Speichern müsste man sowas können, irgendwo, Baumduft in der Dose, für stressige regnerische Deutschlandtage. Aber dann wäre er schnell abgestanden und schal und würde sich mischen mit anderen, unpassenden Gerüchen. Dem der Dose zum Beispiel, oder dem der Hände, die die Dose halten. Und dem, was die Hände ihrerseits vorher berührt haben, Geld, oder Zwiebeln, oder – nein, sowas kann man nicht einsperren, das muss und kann man nur frisch genießen, in tiefen Zügen an langen, schattigen Vormittagen, auf der Veranda eines Häuschens, tief drin im Pinienwald.
Viel stürmischer geht´s vorne am Meer zu. Auch das Meer riecht natürlich und meistens riecht es gut: frisch und salzig, schäumend. Aber hier weht auch der Wind, und der benimmt sich wie ein schlechter Verkäufer, der dem Kunden ständig etwas anderes unter die Nase reibt und wieder wegzieht, bevor man es überhaupt richtig aufgenommen hat: Riech doch mal, Sand, Sand, der Geruch von zu Staub zerfallenem Stein! Oder hier, ein paar tote Krebse in einem Algenhaufen, ist das nicht ein herrlich brackiger Geruch? Oh, nebenan machen sie die Kühlbox auf – teigiger Duft zäher Semmeln, ein Hauch von Salami. Und da, die Sonnenmilch, unübertroffen der Duft von Titanium Dioxiden, Fett und Parfum auf weißer warmer Kinderhaut – bruzelt da was? Ach nein, das ist nur der Nachbar, der die Sonnenmilch vergessen hat, ha, ha….
Ich rappel mich auf und zieh mich zurück in den Wald.
In die gelassene, friedliche und ausschließliche Ruhe meines Piniendufts.